Naturheilkunde in der Tumorbehandlung
von Dr. med. Wolfgang Etspüler
Kennzeichen naturheilkundlicher Methoden ist das Nutzen körpereigener Heilungskräfte. Diese sind seit Beginn der medizinischen Geschichte in allen Denksystemen, seien es westliche, orientalische oder asiatische, für die Heilung einer Krankheit von entscheidender Bedeutung. Die Maßnahmen eines Arztes waren schon immer gedacht zur Anregung oder Unterstützung dieser Selbstheilungskräfte. Aus dem Römischen Reich ist der Spruch bekannt: “Medicus curat Deus sanat” (Der Arzt behandelt, Gott heilt).
Von dem Begründer der Homöopathie, Samuel Hahnemann, wurde vor ca. 200 Jahren ein Erklärungsmodell erstellt, das die Krankheit als Störung einer geistigen Lebenskraft versteht, die “Dynamis” genannt wird. Diese Lebenskraft ist ständig bemüht, die Gesundheit des Körpers aufrecht zu erhalten. Erst durch stärkere krankmachende äußere Einflüsse bei vorbestehender innerer Disposition kann dieses Gleichgewicht gestört werden.
In der traditionellen chinesischen Medizin findet sich diese Heilungskraft bzw. Energie wieder. Hier wird sie Chi genannt und durchflutet verschiedene Energieleitbahnen im Körper, die “Meridiane” genannt werden. Dabei gibt es 2 Hauptaspekte, etwa vergleichbar
mit den beiden Seiten einer Münze, die Yin und Yang genannt werden.
In der indischen Ayurveda-Heilkunde besteht der menschliche Körper aus strukturellen und energetischen Elementen. Letztendlich ursächlich für Krankheit oder Heilung ist diese energetische Ebene, die sich aus 3 Komponenten - Vata, Pitta und Kapha - zusammensetzt. Diese 3 energetischen Komponenten finden sich in allen physiologischen Körperabläufen (z.B. bei den Schlaf- oder Verdauungsphasen) und pathologischen Vorgängen wieder. Die Krankheiten verstehen sich als Ungleichgewicht in dem 3-geteilten Energie-System.
In der modernen, mehr naturwissenschaftlich orientierten Naturheilkunde spricht man von einem biokybernetischen System. Dieses besteht aus zahlreichen Schalt- und Regelkreisen, die vielfach untereinander verbunden sind. Es bietet sich der Vergleich mit einem Computer an: Der Input über die Tastatur stellt die von außen kommenden, auf den Körper einwirkenden Einflüsse dar, seien sie nun förderlich und krankmachend. Im Inneren des Computers befinden sich zahlreiche Schaltelemente und Chips, wobei die Funktionen und Anordnungen im Einzelnen auch den Fachleuten verschlossen bleiben. Die Vorgänge im tiefsten Inneren der menschlichen Seele, des Geistes oder der einzelnen Körperzellen sind vergleichbar kompliziert und nur in Teilaspekten bekannt. Die Bausteine des Systems sind neuronale, vaskuläre, humorale und hormonelle Systeme.
Ein umfassendes naturwissenschaftliches Verständnis dieses äußerst komplexen Systems ist für die Naturheilkunde nicht unbedingt notwendig. Sie verzichtet auf eine genaue Erklärung der Einzelabläufe des Systems und betrachtet es als eine Art “blackbox”. Wichtig ist lediglich die genaue und wiederholte Beobachtung, wenn es sein muß, über ganze Ärzte-Generationen hinweg (Erfahrungsheilkunde). Der Output aus diesem biokybernetischen System genügt als Erfolgskriterium.
Diese Vorgehensweise in der Medizin wird “Empirie” genannt und ist ein wesentliches Merkmal vieler naturheilkundlicher Methoden oder Medizin-Systeme, seien sie nun vom Abendland, von China oder Indien stammend. Jahrtausende lang wurde von einer Ärzte-Generation zur anderen die Erfahrung und Beobachtung weitergegeben, mit welchen Mitteln man welche Krankheit behandeln kann. Im Laufe der Zeit entstand aus den Behandlungserfahrungen ein systematischer Überbau. Die empirische Methode stellt - zumindest scheinbar - einen Widerspruch zur wissenschaftlich orientierten Medizin dar, die für ihre Denkweise ein detailliertes, hypothetisches Erklärungsmodell für unabdingbar hält.
Die Folgen für den einzelnen Patienten:
In einem materiell, industriell und wissenschaftlich geprägten Zeitalter werden einzelne Heilverfahren von der Krankenversicherung nicht anerkannt, obwohl sie sich seit Jahrhunderten oder Jahrtausenden bewährt haben. In letzter Zeit mehren sich Hinweise, daß eine Abkehr vom rein materialistischen Denken der Gesellschaft stattfindet. So gibt es z.B. ein zunehmendes Interesse der Bevölkerung an naturheilkundlichen Methoden, an Spiritualität, Meditation und Transzendenz. Der Begriff Ganzheit gehört in der Medizin inzwischen zum allgemeinen Sprachgebrauch. Diese Bedürfnisse konnten bisher von der Schulmedizin nur unbefriedigend abgedeckt werden. Da wir in einer Demokratie leben, äußert sich die veränderte Denkweise auch in unseren Gesetzen. So wurde im Sozialgesetzbuch V § 135 plötzlich eine Änderung durchgeführt: Die medizinisch angewandten Methoden müssen nur noch innerhalb einer Fachrichtung als wirksam anerkannt werden, d.h. die Krankenkassen müssen für bewährte naturheilkundliche Maßnahmen zahlen. Auch gab es schon einige Grundsatzurteile, die bei onkologischen Erkrankungen und Versagen schulmedizinischer Therapien den Kostenträger zur Übernahme der Behandlungskosten von alternativen Verfahren verpflichten (Bundessozialgericht, Az.: 1RK 17/95, 28/95, 30/95 u. a.).
Die Gesundheitsreform sorgte neuerdings für Rückschritte, da z.B. fast alle naturheilkundlichen Präparate („nicht rezeptpflichtige“) aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gestrichen wurden
Bei den im Folgenden dargestellten Methoden handelt es sich um eine Auswahl häufig angewandter und gut bewährter Methoden aus der alltäglichen Praxis ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Sie stellen eine unerlässliche Basis dar, auf die gelegentlich die exotischen oder seltenen Therapieformen aufsetzen. Die in den Fußnoten benannten Erfahrungsberichte und wissenschaftlichen Studien beziehen sich zumeist auf die Wirksamkeit eines einzelnen Verfahrens bzw. Medikamentes. Die Erfahrungen in der ganzheitlichen Krebsbehandlung haben uns gelehrt, welche Methoden eine sinnvolle Kombination ergeben. Im Zentrum der Überlegungen steht immer, dass der Mensch sowohl aus körperlichen, geistigen und seelischen Facetten besteht, die bei der Behandlung berücksichtigt werden müssen.
Ernährung
Aus epidemiologischen Studien kann geschlossen werden, daß die Nahrung einen hohen Anteil an Obst und Gemüse enthalten sollte. Eine Zufuhr von tierischen Fetten und Übergewicht sind ungünstige Faktoren für ein Mamma-Carcinom (Deutsches Ärzteblatt 94, 1997(43), B2827-B2830).
Die Erfahrung hat gezeigt, daß eine lactovegetarische Vollwertkost alleine schon den Gesamtzustand des Organismus spürbar bessert und außerdem im Alltag gut praktikabel ist. Durch die Reichhaltigkeit und Schmackhaftigkeit dieser Ernährungsweise fällt es dem Patienten leicht, auf Fleischprodukte weitgehend zu verzichten. Dabei sollten sowohl die individuelle Krankheitssituation als auch persönliche Konstitution, Abneigungen und Vorlieben auf die Ernährung Einfluß haben. Je kränker und schwächer, desto schonender wird die Kost, indem der Anteil an rohen Speisen sinkt und der Anteil an warmen Speisen steigt (ayurvedisch: Vata-Kost).
Bei einigen Tumorarten ist der Einfluss durch die Kostform besonders deutlich. So berichten Männer mit Prostatakarzinom häufig von einem Rückgang des Tumormarkers PSA nach Umstellung auf Rohkost (eigene Beobachtung). Ähnliche Beobachtungen führten Therapeuten (z.B. Rudolf Breuß) dazu, extreme Krebsdiäten zu entwickeln, die z.T. auch heute noch eingesetzt werden. Grundgedanke dabei ist, dass der Mangel an bestimmten Nährstoffen die Krebszelle früher als die gesunde Zelle verhungern lässt. Die Beratung und Begleitung durch einen erfahrenen Behandler ist erforderlich.
Bewegung
Die das Immunsystem stärkende Wirkung von Sport - insbesondere Ausdauerbelastung - konnte belegt werden. Eine Steigerung der Aktivität der natürlichen Killerzellen wurde beobachtet (gemeinsames Symposium der Dt. Gesellschaft für Onkologie, des württembergischen und der badischen Landessportbünde, Medica Baden-Baden, 7/1996).
Aus der Sportmedizin ist bekannt, daß sowohl Stoffwechsel als auch Immunsystem insbesondere dann günstig beeinflußt werden, wenn mindestens 2 -besser 3- mal pro Woche für wenigstens 30 Minuten eine Ausdauerbelastung stattfindet. Die Belastungshöhe wird dabei anhand der Puls-Zahl orientierend bestimmt. Während des Trainings sollte der Puls ständig im Bereich einer Zahl liegen, die sich der sog. Lagerström-Formel berechnet: Trainingspuls = 220 minus halbes Lebensalter minus Ruhepuls.
Regelmäßiger Sport verändert auch das Körpererleben und hat einen Einfluß auf die Psyche. Körpereigene Hormonsysteme und Mediatoren (Stichwort "Endorphine") tragen zu einer vermehrten Ausgeglichenheit und gesteigertem Wohlgefühl bei, sogar die Wahrnehmung bzw. Verarbeitung des Schmerzerlebens wird verändert. Eine Grundvoraussetzung beim Sport ist die Anpassung an die Wünsche und Möglichkeiten des Einzelnen, denn nur dann macht die Sache Spaß und kann auf längere Sicht beibehalten werden. Sportgruppen bieten einen guten Einstieg und Motivationsschub, sei es nun für den einen ein morgendlicher Treff zum Dauerlauf oder für den anderen eine abendliche Tanzveranstaltung.
Entgiftung des Organismus
Hierzu gehören im weitesten Sinne alle Verfahren, die anlage-, umwelt- oder verhaltensbedingte Belastungen aus dem Organismus entfernen, in der Naturheilkunde "ausleitende Verfahren" genannt. Hierbei kann es sich um organische Gifte wie z.B. Pestizide aus der Nahrung oder um anorganische Gifte (z.B. aus den Zahnfüllungen) handeln. Im übertragenen Sinne müssen auch feinstoffliche Gifte entfernt werden. Die zur Anwendung kommenden Verfahren haben die Gemeinsamkeit, natürliche Ausscheidungs- oder Entgiftungsmechanismen zu unterstützen, z. B. Anregung der Nieren- und Leberfunktion, der Schweiß- und Speicheldrüsen. Zum Einsatz kommen neben chemischen Chelatbildnern wie DMSA und EDTA Homöopathika, Phytotherapeutika (Teezubereitungen), Algen, Saftfastenkur, Colonhydrotherpie, Schwitzen (Svedana) u.a.. Die Entgiftung des Körpers spielt eine wichtige Rolle, um Blockierungen der körpereigenen Regulationskräfte zu beseitigen. Z.B. lässt sich nach der Entgiftung eine bessere Wirksamkeit von homöopathischen Mitteln erreichen, die vorher in ihrer Wirkung “blockiert” waren. Eine Entgiftungsbehandlung ist selbstverständlich insbesondere dann sinnvoll, wenn eine Chemotherapie vorausgegangen ist.
Psycho-Onkologie
Einer der Grundgedanken ist, dass seelische Faktoren mit zum Ausbruch der Krebs-Erkrankung geführt haben. Es gilt, diese Ursachen aufzudecken und die Voraussetzung für die Heilung zu schaffen. Weitere Aufgaben sind die Verarbeitung der Krankheit selbst bzw. deren Folgen (z.B. Schmerzen oder Partnerschaftsprobleme). Das Spektrum der angewandten Methoden beinhaltet Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, Autogenes Training, Muskel-Relaxation nach Jacobson, Visualisierung nach Simonton u.a.. Am häufigsten finden in der Onkologie Entspannungsverfahren Anwendung. Es gibt ein breites Spektrum an Angeboten, von westlichen Methoden wie oben genannt bis fernöstlichen wie Joga oder Meditation.
Eine Studie mit Patientinnen, die unter einem metastasierenden Mamma-Ca. litten, ergab, dass Frauen, die zusätzlich an psychotherapeutischen Maßnahmen teilgenommen hatten, im Mittel doppelt so lange lebten wie Patientinnen ohne Psychotherapie. (Grossarth-Maticek, R. et al.: In: Steptoe, A., Mathews, A. (Eds.): Healthcare and Human Behaviour. Academic Press, London 1984, 325 )
Erkenntnisse aus der Neuro-Endokrinologie legen nahe, dass z.B. Stress das Immunsystem unterdrückt. Insbesondere konnte bei Tumor-Patienten, die erhebliche funktionelle Defizite in der Killerzellen-Population aufwiesen, ein Anstieg der Killerzell-Aktivität nach einem Entspannungstraining festgestellt werden (Giraldi T. et al., Stress and Tumor-Metastasis, Psycho-Onkology Letters 1990(1) 34 - 46).
Nur wenig erforscht ist der Einfluß der Spiritualität auf die Krebserkrankung. Die Fälle mit ungewöhnlich günstigem Krankheitsverlauf (im Volksmund „Wunderheilung“), die mir persönlich bekannt sind, weisen einige Gemeinsamkeiten auf. Entweder waren diese Patienten gläubig im klassischen Sinne oder es bestand eine unerschütterliche Partnerschaft bzw. Familienbeziehung.
Mistel
Die Wirksamkeit der Mistel-Präparate kann inzwischen als wissenschaftlich gut belegt gelten. Es gibt zahlreiche Studien in vitro, Tier-Experimente und Auswertungen klinischer Behandlungen. Dabei zeigte sich, daß die zusätzliche Therapie mit Mistelextrakten eine immunpotenzierende, stimmungsaufhellende und schmerzlindernde Wirkung besitzt. Auch der Leukocyten-Abfall nach einer Chemotherapie wird deutlich vermindert (Heiny B.M., Additive Therapie mit Mistelextrakt, Krebsmedizin 12/91).
Die Kombination einer Chemotherapie mit Mistel-Behandlung beim fortgeschrittenen colorektalen Carcinom führte zu einer Erhöhung der Ansprechrate und zu einer Verdoppelung der Überlebenszeit (Douwes F. et al.., Behandlung des fortgeschrittenen colorektalen CA, Dt. Zeitschr. f. Onkologie, 3/1988).
Die Wirkungen eines Mistel-Gesamtextraktes auf das Immunsystem ist mannigfaltig. Es ergeben sich daher auch Unterschiede nach Applikationsart. Standard-Applikationsform war bisher die subkutane Injektion. Die Wahl des Wirtsbaumes, auf dem die Mistel wuchs, geschieht nach antroposophischen Erfahrungen, die Dosis muss individuell ausgetestet werden, da zu niedrige Dosen eine zu schwache Wirkung haben und zu hohe Dosen sogar kontraproduktiv sein können.
Neuerdings liegen ausreichende gute Erfahrungen mit hoch dosierten intravenösen Infusionen vor. Der cytotoxische Effekt ist bei intravenöser Applikation stärker als bei subkutaner Injektion. Dabei erweisen sich Mistel-Pflanzen von Laubbäumen wirkungsstärker als die von Nadelbäumen. Der cytotoxische Effekt der Mistel ähnelt der Wirkung einer Chemotherapie, nur ohne ernste Nebenwirkungen (selten allergische Sofortreaktion). Stichwort ist der programmierte Zelltod, die sog. Apoptose der Tumorzellen. Die Methode erfordert zur Sicherheit ein Immunmonitoring (z.B. Kontrollen der Lymphozytenzahl). Eine weitere Steigerung der zytotoxischen Wirkung findet sich bei lokaler Anwendung direkt am Tumor durch intratumorale Injektion, wenn dies je nach Tumorsitz möglich ist.
Enzyme
Enzyme finden in der Naturheilkunde eine breite Verwendung und haben eine Tradition. So kannten schon die Inkas günstige Wirkung von Ananasblättern und Papaja auf die Wundheilung. Die in diesen Pflanzen enthaltenen Enzyme finden auch in der heutigen Medizin Anwendung. Bewährt haben sich Kombinationen von Enzymen pflanzlichen und tierischen Ursprungs. Die Wirkungen der Enzyme sind vielfältig: antientzündlich, abschwellend, Aktivierung von Phagozyten (Freßzellen), Beseitigung von überschüssigen Immunkomplexen, Beseitigung von Eiweißschichten, die die Erkennung von Tumorzellen durch das Immunsystem behindern (sog. Demaskierung), Spaltung von Tumor-Nekrose-Faktor-Komplexen, wobei hierdurch die normale tumorizide Wirkung dieses Faktors wiederhergestellt werden kann.
Die zum Thema „Enzyme“ vorliegenden Studien bei onkologischen Erkrankungen zeigen eine Verminderung der Rezidiv-Häufigkeit (Rokitanski O. von et al.: Enzym-Therapie als prä- und postoperative Adjuvans....Dt. Zeitschr. für Onkologie, Heft 2, 5/1993).
Des Weiteren wurde eine Verminderung der Nebenwirkung von Strahlen- oder Chemotherapie beobachtet (Schedler M. et al.: Adjuvant Therapy with Hydrolytic Enzymes in Oncology - a hopefull effort to avoid bleomycinum induced pneumotoxicity, J Cancer Res Clin Oncol (1990) 116 , Suppl. 1, 432
Stauder et al.: Strahlentherapeutische Nebenwirkungen bei Abdominalkrebspatienten u. deren Reduktion durch hydrolytische Enzympräparate. Dtsch Zschr Onkol (1991) 23, 7-16)
Orthomolekulare Medizin
Vitamine finden in der Onkologie Verwendung zum einen als Antioxidanzien und sollen körpereigene Reparaturmechanismen auf molekularer Ebene unterstützen. Zusätzlich haben besonders Vitamin C und A direkte Wirkungen auf den Tumor. Z.B. konnte bei Patienten mit Bronchial-Carcinomen mit einer Vitamin-A-Hochdosis-Therapie die Überlebenszeit verdoppelt werden (Krebstherapie mit Vitamin A, in: Heinrich Wrba: Kombinierte Tumor-Therapie, Hippokrates Verlag 1992). Vitamin E wirkt synergistisch mit Vitamin C und daher gleichzeitig verordnet.
In einer Doppelblindstudie bei Blasenkrebs konnte durch hochdosierte kombinierte Vitamin-Gaben das Rezidiv-Risiko erheblich gesenkt werden (Lamm D.L. et al, Megadose vitamins in bladder cancer, Journal of Urology 151, 1/1994)
Am häufigsten verwendet werden Zink und Selen. Beide Elemente sind gerade bei gesunder (vegetarischer) Ernährung zu wenig im Körper vorhanden und müssen substituiert werden. Beide Spurenelemente sind Bestandteile antioxidativer Systeme im Stoffwechsel und beeinflussen das Immunsystem günstig. Unter Seleneinnahme ist zusätzlich eine Verringerung der Nebenwirkungsrate einer Chemotherapie an Niere und Herz bekannt. Diese Spurenelemente sollten nicht zusammen mit Vitamin C und nicht nach der Mahlzeit eingenommen werden, da deren Resorption gestört werden könnte.
Einige Vitamine, Aminosäuren und Mineralstoffe , die als Aufbau- bzw. Wachstumsfaktoren bekannt sind, werden bei Tumorkrankheiten wenn möglich vermieden; hierzu gehören B12, Folsäure und Eisen. Von Komplettmischungen wird daher abgeraten, zudem die Gabe einzelner und gezielter Substanzen billiger ist.
Neue Erkenntnisse liegen zu den sekundären bzw. bioaktiven Pflanzenstoffen vor. Diese Stoffe sind zwar nicht lebensnotwendig, haben aber wünschenswerte biologische Wirkungen. Im Tierversuch stellte sich heraus, dass die Phytinsäure (in Getreide, Nüssen, Hülsenfrüchten) Ratten vor Krebsentstehung schützen konnte. Polyphenole (Kartoffeln, Randschicht von Weizen) bieten einen Schutz gegen den Angriff freier Radikale; ähnlich wirken die Flavonoide (Grünkohl, Knoblauch, Zwiebel, grüner Tee). Das Lycopen aus der Tomate wirkt protektiv gegen Krebs, ebenso die Terpene aus ätherischen Ölen (Minze, Kümmel, Zitrone). Eine Schutzwirkung gegen hormonabhängige Tumoren (Brust, Gebärmutter) finden Frauen in Phytoöstrogenen aus Soja (Übersicht: Dittrich K., Leitzmann C., Bioaktive Substanzen, Thieme Verlag 1996)
Die Substanzen sind in Kapselform erhältlich, jedoch kann man sich die Ausgaben sparen und dafür den Ernährungsplan koordinieren und ergänzen.
Eigenblut-Behandlung
Die Eigenblut-Behandlung ist ein altbewährtes Verfahren der Naturheilkunde und wird seit vielen Jahren zur Behandlung von Erkrankungen eingesetzt, bei denen das Immunsystem geschwächt oder fehlgesteuert ist (z.B. Rheuma, Polyarthritis, chronische Infektionen, Hautkrankheiten und Tumor-Erkrankungen). Unter den zahlreichen Methoden der Eigenblut-Behandlung hat sich neben der HOT die Zugabe von Ozon am meisten verbreitet, da durch die gute Dosierbarkeit ein reproduzierbares System entsteht und sich die Auswirkungen besser messen lassen. Nach Kontakt des Blutes mit einem Ozon-Sauerstoff-Gemisch kommt es zur Freisetzung verschiedener Cytokine aus mononukleären Zellen. Anders als bei den rekombinanten (synthetischen) Cytokinen, die in Ampullen-Form von der Pharmaindustrie zur Behandlung von Krebs angeboten werden, kommt es nicht zu relevanten Nebenwirkungen, da das Ausschüttungsmuster der Zellbotenstoffe im physiologischen Bereich liegt (Bocci V.: Ozon: a mixed blessing, Forsch Kompl Med 3 (1996) 25 -33).
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Darmsanierung und Mikroökologie
Hierunter versteht man verschiedene Methoden, die die Mikroökologie des Darmes beeinflussen und in einen optimalen Zustand versetzen sollen. Dies ist besonders dann wichtig, wenn eine vorherige Schädigung durch Antibiotika-, Cortison- oder Zytostatika-Verabreichung vorliegt. Die Darmsanierung wird bei einem weiten Spektrum von Erkrankungen eingesetzt, die alle etwas mit Störungen des Immunsystems zu tun haben (z.B. Neurodermitis, Rheuma und bei Krebserkrankungen). Dies begründet sich in der Tatsache, daß 80 % unseres Immunsystem in der Darmwand und dem zugeordneten Lymphsystem positioniert sind und der Darm mit seinen ca. 300 qm Oberfläche die größte Kontaktfläche zwischen "Außen- und Innenwelt" darstellt. Folglich haben Gifte oder toxische Stoffwechselprodukte einer geschädigten Darmflora eine entsprechend negative Auswirkung auf das Immunsystem.
Diagnostisch kann die Mikroflora im Stuhl in spezialisierten Laborinstituten untersucht werden; hierbei kann aus dem Stuhl eine Art Impfstoff hergestellt werden. Im Zentrum steht jedoch die eigentliche Darmbehandlung, die meist in 3 Phasen durchgeführt wird:
Die erste ist die vermehrte Ausleitung von Giftstoffen über den Darm, was durch abführende Maßnahmen wie Einläufe oder mittels Colon-Hydro-Therapie geschieht. Im Anschluss folgt eine Dezimierung schädlicher Pilzbesiedlungen (z.B. Beseitigung von Pilzen wie Candida albicans) durch Nystatin-Tabletten oder durch ein antimykotisches pflanzliches Präparat (Knoblauch, Myrrhe, ätherische Öle). In einer 3. Phase erfolgt die "Wiederaufforstung" der Darmflora durch Gabe von gesunden und nützlichen Keimen bzw. Präparaten, die man Probiotika nennt.
Hyperthermie
Man unterscheidet die aktive Hyperthermie (Fiebertherapie) von der passiven Hyperthermie durch Wärmezufuhr von außen. Die sog. Fiebertherapie wurde gegen Ende des letzten Jahrhunderts von Coley entwickelt und stellte in der Ära vor der Chemotherapie die einzige systemische Krebsbehandlung dar. Das Fieber wird zumeist durch Injektion abgetöteter Bakterien oder deren Bestandteile erzeugt. Gute Ergebnisse ließen sich erreichen bei Uterus-, Ovarial- und Mamma-Carcinom, beim Morbus Hodgkin, beim multiplen Myelom, malignen Melanom und bei den Weichteil-Sarkomen. Es wurden 5-Jahres-Überlebensraten von 50 bis über 60 % erhoben, was bei den o.g.Diagnosen sehr gute Ergebnisse darstellt (Nauts H.C.: Immuntherapie des Krebses - die Pionierarbeit von Coley; in: Hager E.D. u. Abel U. (Hrsg.) Biomodulation und Biotherapie des Krebses; Verlag für Medizin Dr. E. Fischer, Heidelberg 1987, 132 - 150).
Die passive Hyperthermie des gesamten Körpers wurde in den 60er Jahren von Manfred von Ardenne entwickelt. Es erfolgt eine Bestrahlung mit Mikrowellen oder Infrarotlicht, wobei die Körpertemperatur bis maximal 42,5° gesteigert wird. Nach neueren Erkenntnissen ist die sog. "milde" und natürlichere Hyperthermie mit Körperkerntemperaturen unter 40,5 ° ausreichend und wird im Allgemeinen ohne wesentliche Nebenwirkungen vertragen. Die häufigste heute eingesetzte Methode ist die kombinierte Version, wobei nach Injektion eines fiebererzeugenden Mittels eine Wärmebestrahlung erfolgt.
Die vorliegenden Studien beziehen sich hauptsächlich auf Kombinationen der Hyperthermie mit der Strahlen- oder Chemotherapie, wobei die Wirksamkeit der Behandlungen gesteigert und die Chemotherapieresistenz vermindert werden konnte (Hager E.D.: Komplementäre Onkologie, Forum Medizinverlags-Gesellsch. 1996, 164 - 180).
Örtliche Erwärmungen direkt am Tumor z.B. an Lebermetastasen werden mittels elektromagnetischer Wellen erzeugt. Diese sog. Tiefenhyperthermie ergibt dann einen Sinn, wenn das Krebsleiden ein örtliches Problem darstellt, was aus naturheilkundlicher Sicht nicht häufig ist. Die Grenze zur Schulmedizin und einer mechanistischen Denkweise ist hier unscharf, die Methode der „Thermoablation“ muss sich daher den dort geltenden Regeln unterwerfen und beweisen, dass sie besser ist als eine Laserbehandlung oder eine chirurgische Resektion.
Organpräparate
Organpräparate aus Thymus, Milz, Leber u.a. (vom Rind oder Schaf) bewirken eine schnellere Erholung des Blutbildes nach Chemotherapie und dienen als Immunmodulatoren. Sie sind gut bewährt und bekannt; die Arzneisicherheit wird insbesondere durch Limitierung der Molekülgröße auf unter 10 000 Dalton erreicht, sodass eine Prionübertragung (z.B. Rinderwahnsinn) ausgeschlossen wird, da diese Moleküle über 20 000 Dalton liegen. Eine Variante ist die Frischzellentherapie, die wegen schwerer Nebenwirkungen in Kritik geriet. Ansonsten haben die Organpräparate nur einen Nachteil: sie sind teuer.
Sauerstofftherapie
Zu den begleitenden Behandlungen in der biologischen Tumorbehandlung gehört fast immer die Sauerstoffinhalationstherapie. Grundidee ist, daß gerade in kranken Organen eine Sauerstoffmangelversorgung vorliegt. Die Erhöhung der Sauerstoffzufuhr unterstützt die Heilungsvorgänge, wobei der Effekt sogar über die kurmässige Anwendung hinaus anhält. Die ursprüngliche, von Manfred von Ardenne eingeführte Sauerstoffmehrschritttherapie kommt in verschiedenen Varianten zur Anwendung. So kann z. B. durch die Ionisierung des Sauerstoffs die tägliche Inhalationsdauer von 2 Std. auf 20 min verkürzt werden.
Tumorimpfung
Mit der ASI (Tumorimpfung) wurden vielfach sehr günstige Wirkungen erzielt (Einzelberichte, keine Studien). Für diese Tumorimpfung ist jedoch notwendig, dass während der Operation Tumorgewebe tiefgekühlt in ein Speziallabor zur Aufbereitung eingesandt wird. Dort wird das Material in einen Impfstoff umgewandelt und zumeist ein Adjuvans zugefügt. Die ASI ist daher nur möglich bei Patienten, die vor der OP die weitere Vorgehensweise bereits geplant haben – nicht jeder weiss vor einer OP ob das Ergebnis Krebs sein wird! Eine moderne Variante bzw. Weiterentwicklung, die zur Zeit in der Erprobung ist, ist die Impfung mit dendritischen Zellen; diese patienteneigenen immunkompetenten Zellen werden mit Tumorzellen in Kontakt gebracht, um nach Verabreichung eine stärkere Immunreaktion zu erzeugen.
Konstitutionsbehandlung
Die Homöopathie und Ayurveda berücksichtigen in hohem Maße die Konstitution und damit auch die Veranlagung zu bestimmten Erkrankungen. Nur bei einer entsprechenden Veranlagung kann eine Krankheit wie Krebs überhaupt zum Ausbruch kommen. Durch Behandlung dieses schlechten Bodens, auf dem das Krebsgewächs gedieh, kann ein Rezidiv oder Metastasierung verhindert werden.
Darüber hinaus gibt es einige homöopathische „Schulen“, die sich direkt mit der homöopathischen Krebsbehandlung beschäftigen. Bekannt ist z.B. die homöopathische Klinik von Spinedi in der Schweiz. In der homöopathischen Literatur finden sich zahlreiche günstige Fallberichte, wobei die methodische Herangehensweise sehr unterschiedlich ist; bekannte Autoren sind J.C. Burnett, J.H. Clarke, E. Schlegel und E. Jones.
„Sogenannte Krebsmittel“
Beispiele sind Recancostat, Bereschtropfen, Ukrain, PC Spes, Galavit, Jomol, Avemar, Krallendorn, Essiac, Knorpel aus Hai oder Rind, neue Pflanzen aus dem Urwald …. Auffällig ist eine modewellenartige Erscheinung durch aggressive/unseriöse Werbung v.a. im Internet; sogar werden krebskranke Kinder zu Werbezwecken eingesetzt. Die neueste Methode die Vernunft des Kunden auszuschalten ist die Überflutung mit Informationen, die z. T. sogar richtig sind, aber unwichtig sind oder knapp am Thema vorbei gehen. Verlässliche Wirkhinweise aus Beobachtungen und Wiederholungen entstehen leider erst längerfristig, das ist ein Nachteil einer empirischen und tradierten Medizin. Die Anbieter von Wundermitteln sind hingegen schon nach kurzer Zeit finanziell saniert und können sich vom Markt zurückziehen. Auch für Fachleute und Insider ist die Bewertung schwer, es wird aber immer wieder Neues „ausprobiert“.
Schluß
Die oben genannten Verfahren werden zumeist in Kombination eingesetzt. Puzzleartig ergibt sich ein auf das Individuum abgestelltes therapeutisches Bild. Jede der für sich genommen mild wirkenden Verfahren erlangen häufig erst dann ihre volle Wirkstärke. Die Wirkstärke muss an die Situation des Patienten angepasst werden. Es gilt für Reiztherapien die Regel, schwerkranke und schwache Menschen werden mild behandelt, kräftige erhalten starke Anwendungen. Kompliziert wird es dadurch, dass auch Schwache hypererg reagieren können und umgekehrt Kräftige eine anerge Reaktionslage haben können. Das setzt einen erfahrenen Therapeuten voraus, zu dem man auch noch Vertrauen haben kann.
Seriöse Informationen über Krebsbehandlung finden Sie im Internet auf den Seiten der Gesellschaft für biologische Krebsbehandlung e.V. unter http://www.datadiwan.de
Anschrift des Verfassers:
Dr. med. Wolfgang Etspüler
Vita Natura Klinik
Altschlossstr. 1
66957 Eppenbrunn
Tel. 06335-921100
Fax 06335-921150
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